N
n = n
»n = n« heißt ausgeschrieben: »nicht nachweisbar = nicht übertragbar« und bedeutet, dass bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze (< 20 Viren/ml Blut) keine Möglichkeit mehr besteht, jemanden zu infizieren. Für eine Übertragung müsste eine Viruslast im mindestens fünfstelligen Bereich vorliegen; durch die antiretrovirale Therapie wird die Viruslast aber unter die Nachweisgrenze abgesenkt.
Nachweisgrenze (NWG)
Dieser Begriff bezeichnet den Grenzwert, unter dem das HI-Virus im Blut nicht mehr nachgewiesen und damit nicht mehr übertragen werden kann. Er wurde mit der Vorstellung der antiretroviralen Therapie 1996 zu einem wichtigen Messwert. Klinisch liegt die NWG bei 50 Viren/ml, Labormediziner und Schwerpunktärzte haben sie bei 20 Viren/ml Blut festgelegt. Damit wurde ein zusätzlicher Sicherheitspuffer geschaffen. Heute kann man die Viruslast viel genauer feststellen, die Nachweisgrenze von 20 Viren/ ml Blut gilt aber nach wie vor als Maßstab für die Nichtübertragbarkeit
Nadelstichverletzungen
Das Risiko, sich über eine Nadelstichverletzung mit HIV zu infizieren, ist äußerst gering. Das theoretische Risiko für medizinisches Personal, sich mit einer Hohlnadel (z. B. bei der Blutentnahme) zu infizieren, liegt für Hepatitis B bei bis zu 30%, für Hepatitis C bei 3% und für HIV bei 0,3%. In diesem Fall ist sofortiges Auswaschen und Desinfizieren notwendig sowie die Meldung des Vorfalls an die vorgesetzte Stelle. Da grundsätzlich sterile Nadeln verwendet werden müssen, ist das Risiko für Patienten praktisch nicht messbar.
Im Alltag bzw. im öffentlichen Raum gibt es keine nachgewiesene Infektion mit HIV durch Nadeln oder weggeworfene Spritzen. Berichte über Nadeln in Kinosesseln oder Buspolstern gehören zu den »urban legends«, den modernen Märchen.
Nagelbettentzündung
Bei kleineren Wunden wie z. B. Entzündungen des Nagelbetts, bei denen minimal Blut austreten kann, besteht oft die Befürchtung, sie könnten Eintrittspforten für HI-Viren sein. Hier ist die Angst größer als die Realität. Die Wunden sind zu klein und zu schnell wieder verschlossen. Von evtl. austretendem Blut geht ebenfalls keine Gefahr aus; die Menge wäre viel zu gering, um eine Infektion auszulösen.
Nahrung
In HIV-Foren oder bei Beratungsstellen findet man öfter die Befürchtung, dass HIV durch Nahrung übertragen werden könne, wenn z. B. Blut in Speisen oder Getränke gelangt. Diese Annahme ist allerdings komplett unrealistisch.
Nebenwirkung der Medikamente
Dass die antiretrovirale Therapie die Viruslast unter die Nachweisgrenze drückt, wurde mehr als nur ein Mal bewiesen. Allerdings gibt es neben der Wirkung auch – wie bei jedem Medikament – Nebenwirkungen: Magenprobleme, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Abgeschlagenheit. Dazu kann es zu Langzeitnebenwirkungen wie einer erhöhten Anfälligkeit für Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen, auch Polyneuropathien (Nervenschäden) können bei langanhaltender Medikamenteneinnahme auftreten. Deshalb sind die regelmäßigen Check-ups bei einer HIV-Infektion wichtig. Nur so können evtl. Probleme frühzeitig erkannt werden.
O
Öffentliche Toilette
Viele Anfragen in HIV-Foren und Beratungsstellen drehen sich um mögliche Infektionsrisiken bei Benutzung einer öffentliche Toilette, sei es durch Reste von Sperma oder Blut, die durch hochspritzendes Wasser mit dem Genitalbereich in Kontakt kommen könnten. Tatsächlich besteht hier überhaupt kein Risiko für HIV.
Opportunistische Infektionen
Ist das Immunsystem durch eine unbehandelte oder zu spät erkannte HIV-Infektion zerstört, können ansonsten vergleichsweise harmlose Infektionen lebensbedrohlich werden. Man nennt sie »opportunistisch«, weil sie die günsgtige Gelegenheit der Immunschwäche ausnutzen, um sich auszubreiten – oder »Aids-definierend«, weil sich der Gesundheitszustand mit dem ersten Auftreten einer solchen Infektion von »HIV-positiv« zum »Vollbild Aids« ändert. Häufige auftretende opportunistische Infektionen im Zusammenhang mit einer HIV-Infektion sind z. B. im MSD-Manual aufgeführt.
Oralverkehr
Oralverkehr (»Blasen«, »Lutschen«, »Lecken«)gehört praktisch zu den risikofreien Sexualpraktiken, denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil. Sollte Sperma oder Blut (z. B. Menstruationsblut) in den Mund gelangen, sollte man es trotzdem sofort ausspucken. Ausspülen mit warmem Wasser kann nicht schaden.
P
Panik
Nach einer Kondompanne, mehr aber noch wegen eines schlechten Gewissens, geraten Menschen in Panik, weil sie eine Infektion mit HIV befürchten. Die oft plan- und wahllose Suche im Internet nach (angeblichen) Symptomen befeuert die Panik noch.
Empfehlenswert sind im Internet Seiten der Deutschen Aidshilfe, der regionalen Aidshilfen, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder der örtlichen Gesundheitsämter. Noch besser: die telefonische Beratung (bundesweit: 0180 33 19411) oder die persönliche Beratung bei Aidshilfen oder Gesundheitsämtern.
PEP
Mit PEP oder Post-Expositionsprophylaxe wird die nachträgliche Einnahme von antiretroviralen Medikamenten bezeichnet, wenn ein hohes Übertragungsrisiko stattgefunden hat. Die PEP muss so schnell wie möglich begonnen werden: am besten innerhalb von zwei, möglichst innerhalb von 24, maximal 72 Stunden. Sie wird von einem Arzt oder in einer Notfallambulanz verschrieben, ist aber kein Allheilmittel gegen unnötige Panik oder ein schlechtes Gewissen.
Phobie
Wenn eine übertriebene, nicht nachvollziehbare Angst vor einer Ansteckung mit HIV besteht, die rational nicht begründet werden und auch durch mehrere negative HIV-Tests nicht beruhigt werden kann, ist eine HIV-Phobie oft nicht weit. Sie entsteht z. B. durch eine Mischung aus Ängsten vor dem eigenen Sexualbegehren, vor Krankheiten, vor Diskriminierung sowie aus Schuld- oder Schamgefühl und Vorurteilen. Mit tatsächlichen Risiken hat sie in den seltensten Fällen zu tun.
Piercing
Bei Piercings und Tätowierungen wird oft ein HIV-Risiko vermutet, weil sie mit Blut, Verletzungen der Hautbarriere und mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht werden. Ein Risiko besteht, wenn Entzündungen auftauchen oder gängige Sicherheits- und Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden. Da es darüber hinaus keine verbindlichen Standards gibt, sollte man sich im Vorfeld über das Studio und auch beim Betreiber informieren. Gute Studios verwenden ausschließlich sterile Nadeln und desinfizierte Instrumente.
PrEP
Die Prä-Expositionsprophylaxe ist eine weitere Möglichkeit, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen, indem HIV-negative Menschen bereits vor einem möglichen Risikokontakt vorbeugend Medikamente einnehmen. Die PrEP wird von einem Arzt verschrieben, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind; die Kosten übernehmen zumindest die gesetzlichen Krankenversicherungen. Verpflichtend ist ein dreimonatiger Gesundheitscheck.
Prostutition / Sexarbeit
Prostitution – heute spricht man von Sexarbeit – gilt nach landläufiger Meinung nach wie vor als Übertragungsweg für HIV. Dabei stellen Sexarbeiter*innen weltweit gerade mal 5% aller mit HIV infizierten Menschen. Trotzdem werden sie diskriminiert und kriminalisiert. Viel problematischer ist das Verhalten von Männern, die Sexarbeit in Anspruch nehmen und der Meinung sind, für mehr Geld auch ungeschützten Geschlechtsverkehr haben zu dürfen.
Eine Studie aus dem April 2024 zeigt, dass insbesondere finanzielle Probleme das Risiko für Sexarbeiter*innen erhöhen: So könne es Menschen in Not schwerfallen, auf dem Gebrauch von Kondomen zu bestehen, während Kunden immer häufiger auf Verzicht drängten. Seit 2017 allerdings besteht eine Kondompflicht bei Sexarbeit, die aufgrund der Androhung einer empfindlichen Geldbuße zumeist aber nur in ordentlich geführten Bordellen eingehalten wird.
Psyche
Mit Psyche ist zumeist eine »psychische Gesundheit« gemeint, der u. a. abhängig ist von Stress und Belastungen sowie dem Umgang damit. Die Psyche (»Seele«) hat einen entscheidenden Einfluss auf Ausgeglichenheit und Wohlbefinden; Ängste und Panik, z.B. bei einer befürchteten HIV-Infektion, stellen eine Belastung dar, der sich manche Menschen oft nicht gewachsen fühlen. Auch hier können viele Aidshilfen mit einer psychosozialen Beratung helfen; es gibt keinen Grund, sich für die Inanspruchnahme dieser Unterstützung zu schämen.
R
Reisebeschränkungen
Obwohl es seit 1996 eine wirksame Therapie gibt, mit der HIV nicht mehr übertragbar ist, verweigern nach wie vor einige Länder die Einreise bei Vorliegen einer Infektion oder erlauben nur einen zeitlich beschränkten Aufenthalt ohne Arbeitserlaubnis. In einigen Ländern droht auch die sofortige Ausweisung. Solange die Infektion nicht bekannt wird, sollte es im Prinzip keine Probleme geben; mitzuführende notwendige Medikamente können aber eine HIV-Infektion offenlegen. In diesem Fall sollte man sich mit seinem Arzt beraten, inwiefern ein kurzfristiges Aussetzen oder eine andere Darreichungsform (Depotspritze) möglich sind. Die derzeit aktuellste, leicht verständliche Zusammenstellung bietet der Quickfinder der Deutschen Aidshilfe (Stand 2016).
Risiko
Das Risiko einer HIV-Infektion ist unabhängig von sexueller Orientierung, Herkunft, sozialem Status und ähnlichen Kriterien. Es bezieht sich ausschließlich auf die Frage nach geschütztem oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr bzw. auf Einhaltung aller Schutzmaßnahmen bei anderen Übertragungswegen.
Die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren, ist dagegen von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig, die zusammentreffen müssen. Auch deshalb liegt der Anteil HIV-positiver Menschen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland bei etwa 0,12%. In den meisten westlichen Ländern dürfte es ähnlich aussehen. Übrigens: In Deutschland sind mittlerweile um die 95% aller HIV-positiven Menschen dank der antiretroviralen Therapie keine Überträger mehr.
Risikogruppen
In den frühen 80er Jahren, als die Aids- bzw. HIV-Pandemie ihren Ursprung nahm, galten Homosexuelle, Sexarbeiter*innen und Drogengebraucher als sogenannte Risikogruppen. Diese Einteilung war allerdings von Anfang an falsch und irreführend; zudem hat sie zu vielen Vorurteilen und Vorverurteilungen beigetragen.
Rissige Haut
In HIV-Foren und Beratungsstellen wird häufig die Frage gestellt, ob rissige Haut eine Eintrittspforte für HIV sei. Von »rissiger Haut« spricht man aber nur, wenn die oberste der drei Hautschichten nicht intakt ist; es gibt aber noch zwei weitere Schichten, die auch in diesem Fall als Barriere funktionieren.
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